Erfahrungsbericht: Sprachassistenz Leeds 2017/18

Ein Bericht von Thomas Plieseis

Ich hatte die Möglichkeit das Schuljahr 2017/18 in Leeds als Sprachassistent an einer Grammar School zu verbringen. Da ich dies als eine wunderbare Gelegenheit halte seine Sprachfähigkeiten zu verbessern und auch die Kultur eines anderen Landes kennenzulernen, kann ich nur jeder Person dazu raten, sich für eine solche Stelle zu bewerben. Ich kann jedoch verstehen, dass dies für manche einen großen Schritt darstellt, da diese Entscheidung große Veränderungen mit sich bringt. Um manchen von euch einen Auslandsaufenthalt schmackhaft zu machen, habe ich mich entschlossen, über meine Erfahrungen und Erlebnisse zu berichten, um euch Mut zu machen den Rubikon zu überschreiten und mögliche Zweifel aus dem Weg zu räumen. Bevor ich jedoch über meine Erlebnisse in dieser wunderbaren englischen Stadt in West Yorkshire berichte, möchte ich kurz über das Bewerbungsverfahren und meine Vorbereitungen berichten, da diese Dinge wohl die nervenaufreibendsten von allen waren.

 

Bewerbung

Ich hatte mich noch während meines Erasmus-Aufenthalts in Norwegen dazu entschlossen mich für das Praktikum zu bewerben. Ich entdeckte einen Aufruf zur Bewerbung auf Facebook und wurde dann auf die Seite von „WeltweitUnterrichten“ (www.weltweitunterrichten.at) weitergeleitet. Dort habe ich dann die Bewerbung aufgefüllt und die notwendigen Dokumente (Zeugnisse, Studienerfolgsnachweis, Empfehlungsschreiben, etc…) hochgeladen. Nachdem die Bewerbungsfrist vorbei war, wurden dann alle nach Wien zu einem Gespräch eingeladen. Dort mussten wir in Englisch über uns selbst berichten, was wir uns von diesem Aufenthalt erwarten und natürlich wurden auch fachdidaktische Fragen gestellt (Wie wir dieses und jenes Thema aufbereiten würden, etc.). Nach einem Monat wurden dann Emails ausgesendet, in denen wir erfuhren, ob wir einen Platz ergattert hatten oder ob wir uns auf der Warteliste befanden. Verzweifelt nicht, wenn ihr euch auf der Warteliste wiederfindet – so wie ich – da manche Leute ihren Fixplatz freiwillig abgeben oder kurzfristig doch absagen. Letzteres war bei mir der Fall. Ich habe Anfang September eine Zusage erhalten und ich sollte Ende September bzw. Anfang Oktober mit der Arbeit beginnen. Da ich aber Ende September jedoch schon einen Termin für meine Diplomprüfung vereinbart hatte, hatte ich am Ende eine Woche Zeit mich mit der Umgebung in Leeds vertraut zu machen und eine Unterkunft zu finden. Rückblickend muss ich sagen, dass ich sehr viel Glück hatte, dass alles so gut gelaufen ist. Die Schule nimmt relativ schnell mit einem Kontakt auf und so konnte man mir noch meine restlichen Fragen beantworten. Die Entlohnung beläuft sich auf ungefähr 870 Pfund (nach Abzug von etwaigen Steuern, wie für die Pensionsvorsorge – man kann jedoch aus diesem Pensionssystem aussteigen und könnte so ungefähr 900 Pfund bekommen).

 

Erste Tage in Leeds / Wohnungssuche

Bevor ich meine Reise nach Leeds antrat, habe ich natürlich versucht auf verschiedenen Wohnungsbörsen nach einer Wohnung zu suchen oder ein WG-Zimmer zu finden. Von den Websites habe ich in einem Vorbereitungskurs von „weltweitunterrichten“ erfahren, aber leider war ich nicht erfolgreich. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, eine Woche vor meinem Arbeitsbeginn mein Glück auf dem lokalen Wohnungsmarkt zu versuchen. In anderen Worten bedeutet das, dass ich die ersten Tage damit zugebracht habe, so ziemlich alle Wohnungsagenturen in meiner bevorzugten Gegend abzugehen. Leeds ist eine perfekte Stadt für Studierende und auch bei internationalen Studenten sehr beliebt. Da ich erst Ende September in Leeds eintraf, waren die meisten Wohnungen dadurch schon vergriffen. Nach 3-4 mehr oder weniger guten Objekten habe ich dann eine kleine Wohnung für 500 Pfund gefunden – dies war leistbar für mich, da meine Freundin auch dort eingezogen ist, um ihr Erasmussemester dort zu machen.

Das größte Problem eine Wohnung oder Zimmer zu finden war, dass viele Vermieter eine Person verlangen, die für einen bürgt. Diese Person muss jedoch in England leben; daher konnten zum Beispiel meine Eltern nicht meine Bürgen werden. Weiters verlangen manche Vermieter zusätzlich eine Art Empfehlungsschreiben von Leuten, bei denen man vorher schon als Mieter gewohnt hat. Natürlich konnte ich dies auch nicht vorweisen. Viele Vermieter sehen dies als zusätzliche Geldquelle. Ich fand zum Glück dann eine Wohnungsagentur, die eine Wohnung anbot, wo der Vermieter dies alles nicht verlangte.

Nachdem ich die ersten Tage damit verbracht habe eine Wohnung zu suchen, konnte ich die restliche Zeit dazu verwenden Leeds zu erkunden. Zur Stadt selbst: Leeds ist eine perfekte Stadt für StudentInnen. Der öffentliche Verkehr ist gut ausgebaut und auch für das Nachtleben ist gesorgt. Am bekanntesten ist wohl der „Otley Run“: Das ist eine Art Pubcrawl, wo man sich durch alle Pubs von einem äußeren Bezirk bis zum Stadtzentrum durchkämpfen muss. Zusätzlich muss man sich in der Gruppe auf auffällige Kostüme einigen, was für noch mehr Spaß sorgt. Die Universität ist zentral gelegen und besitzt auch ein eigenes Pub am Campus. Zu guter Letzt hat man auch die Möglichkeit die Stadt hinter sich zu lassen und ein paar kleinere Orte auf dem Land zu besuchen (hier wären Halifax, Ilkley oder York zu empfehlen).

 

Schulalltag

Ich hatte das Glück als Sprachassistent an einer Privatschule arbeiten zu können. Meine Aufgabe war es den SchülerInnen die deutsche Sprache und die deutsche Kultur näher zu bringen und sie dafür zu begeistern. Ich selbst habe Englisch und Geschichte auf Lehramt studiert und hatte keinerlei Erfahrung mit Deutsch als Fremdsprache. Also keine Sorge, wenn ihr nicht Deutsch studiert, ist das kein Problem (natürlich wäre es aber von Vorteil, wenn man zumindest eine Sprache studiert). Die Schule ist für österreichische Verhältnisse sehr groß (ca. 2200 SchülerInnen) und es herrscht natürlich Uniformpflicht. Meistens musste ich mit Y12 und Y13 SchülerInnen arbeiten (Y13 ist sozusagen unsere Maturaklasse) und dadurch, dass sie sich ab Y12 für 3-4 Fächer entscheiden müssen, welche sie bis zur Matura machen, war das Arbeiten mit den SchülerInnen sehr angenehm, da sie sehr motiviert sind. Ich arbeitete mit diesen SchülerInnen immer einzeln, um sie bestmöglich auf ihre Prüfungen vorzubereiten. Ab und zu musste ich auch in niedrigeren Stufen den Lehrkräften helfen oder sogar ganze Stunden abhalten. Das Lehrpersonal selbst war sehr freundlich und ich hatte auch das Gefühl optimal von ihnen genützt worden zu sein. Für mich war es interessant die Unterschiede zwischen dem englischen und dem österreichischen Schulsystem zu sehen. Fremdsprachen wie Deutsch, Französisch und Spanisch sind in England jedoch derzeit bei den Schülern wenig beliebt und die Zahlen suggerieren, dass SchülerInnen, welche in Fremdsprachen maturieren wollen, von Jahr zu Jahr weniger werden. Ein Grund hierfür ist natürlich, dass die meisten Jugendlichen nicht einsehen warum sie eine Fremdsprache lernen sollen, wenn überall auf der Welt Englisch gesprochen wird. Uns Sprachassistenten (wir waren insgesamt 3 für die Sprachen Deutsch, Französisch und Spanisch) wurden 2 Büros zur Verfügung gestellt, wo wir mit unseren SchülerInnen arbeiten konnten.

 

Fazit

Wie ich am Anfang erwähnt habe, bin ich der Überzeugung, dass ein Sprachassistenzjahr (vor allem für angehende LehrerInnen) eine gute Möglichkeit ist, seine Sprachfähigkeiten zu verbessern und die Kultur eines Landes kennenzulernen. Mittwochs hat die Universität Leeds für Sprachassistenten in West Yorkshire Vorlesungen auf der Universität veranstaltet und am Wochenende haben wir die lokalen Sehenswürdigkeiten besucht. Durch die vielen Ausflüge habe ich sehr viele nette Leute kennenlernen dürfen und man bekam dadurch auch die Chance sich auch in seiner Freizeit mit anderen Sprachassistenten zu verabreden. Wie in anderen Berichten auch erwähnt ist das Leben und Schulsystem in England im Vergleich zu Österreich sehr verschieden, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran. Ich möchte diese Erfahrung auf keinen Fall missen. Natürlich stehe ich gerne für mehr Fragen bereit, falls jemand sich dazu entschließen sollte, nach England zu gehen (am besten eine Email schreiben an: plieseis.thomas@gmail.com).

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